Bestandsmanagement

Nicht-Buch-Medien

Nicht-Buch-Medien (engl. Non-Books) sind unter anderem Spiele, Zeitschriften und audiovisuelle Medien wie CDs, Computer- und Konsolenspiele sowie DVDs, Blu-ray-Discs, Tonies und Kamishibai-Bildkarten.

Jedes dieser Medien hat spezifische Vorzüge und ergänzt das Buch als zentrales Bestandssegment in wichtigen Bereichen:

  • Viele Nicht-Buch-Medien brauchen die Gemeinschaft, das Miteinander, den Gedankenaustausch.
  • Sie fördern Geschicklichkeit, motorische Fähigkeiten, logisches Denken, Kreativität, Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit.
  • Sie sprechen unterschiedliche Sinne an und regen die Tätigkeit beider Hirnhälften an.
  • Sie unterstützen die Entwicklung und die Lernprozesse schon bei kleineren Kindern.
  • Mit einem Angebot an Nicht-Buch-Medien spricht die Bücherei Zielgruppen an, die sonst seltener über das herkömmliche Angebot zu erreichen sind: z. B. leseungeübte Kinder, Jugendliche oder ausländische Mitbürgerinnen.
  • Die Ausleihe bietet die Gelegenheit, ein Medium auszuprobieren. • Einige Nicht-Buch-Medien eignen sich gut für eigene Büchereiveranstaltungen (z. B. Spielenachmittage, Kamishibai-Vorführungen, Veranstaltungsarbeit mit Kreativtonies).
Katholische Öffentliche Büchereien, die digitale Nicht-Buch-Medien anbieten, müssen berücksichtigen, dass diese Medien in den letzten Jahrzehnten einem raschen Wandel unterlagen, der sich fortsetzt. Bestimmte Formate sind inzwischen für Öffentliche Büchereien bedeutungslos geworden oder völlig vom Markt verschwunden. Digitale Medien haben sich rasch aufgrund der rapiden Zunahme der Rechnerleistungen von Computern weiterentwickelt oder werden zunehmend nicht mehr auf Speichermedien in physischer Form, sondern nur noch über das Internet angeboten (z. B. Computerspiele, Streamingdienste für Musiktitel und Filme).

Welche Nicht-Buch-Medien überhaupt angeboten werden, hängt neben dem verfügbaren Etat vor allem auch vom Büchereikonzept ab. Wird ein Medium angeboten, dann sollte bereits zu Beginn ein bestimmtes Mindestangebot von circa 30 Titeln nicht unterschritten werden. Bei einem zu geringen Bestand sind die Regale schnell leer und die Benutzerinnen verlieren das Interesse.

Spiele

Das Angebot einer KÖB sollte Spiele für unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen umfassen und einen Querschnitt durch verschiedene Spielkategorien bieten, um möglichst viele Interessen abzudecken. Im Wesentlichen gibt es folgende Kategorien:

  • Gesellschaftsspiele
  • Brettspiele
  • Kartenspiele
  • Solitärspiele
  • Würfelspiele
  • Strategie- und Denkspiele
  • Geschicklichkeitsspiele
  • Lernspiele
  • Quiz- und Ratespiele
  • Legespiele
  • Rollenspiele
  • Aktionsspiele

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Spiele hinsichtlich Spielidee, Komplexität, Schwierigkeit unterschiedlichen, auch alterstypischen Fähigkeiten und Interessen entgegenkommen sollten. Es werden fünf entwicklungsbedingte Spielphasen unterschieden:

    • 1. Spielalter (ca. 3 bis 4 Jahre) Kinder handeln noch ganz Ich-bezogen, deshalb sind für dieses Alter Elementarspiele zum Kennenlernen von Farben und Formen und einfache Lege- und Angelspiele besonders geeignet.
    • 2. Spielalter (ca. 4 bis 6 Jahre) Mit Beginn der Kindergartenzeit können einfache Würfel- und Farbspiele und Memory-Spiele eingesetzt werden.
    • 3. Spielalter (ca. 6 bis 8 Jahre) Ab dem Grundschulalter dürfen Spiele bereits Ansprüche an Geschicklichkeit oder Reaktionsfähigkeit stellen.
    • 4. Spielalter (ab 8 Jahren) Ab diesem Alter können schon Spiele mit komplexeren Regeln und längerer Spieldauer angeboten werden.
    • 5. Spielalter (Jugend- und Erwachsenenspiele ab 13 Jahren) Hierunter fallen Spiele mit zunehmend komplexeren Regelwerken und Settings, die auch ein strategisches Denken erforderlich machen.

    Zeitschriften

    Der Zeitschriftenmarkt bietet für alle Alters- und Zielgruppen ein vielfältiges und attraktives Angebot. Zeitschriften geben zeitnahe Informationen zu aktuellen Themen und spiegeln Trends und Entwicklungen wider. Sie fördern den häufigen Besuch der Bücherei und sind zudem ein geeignetes Instrument für Büchereien, um neue Leser zu gewinnen.

    Aus der Vielzahl von Zeitschriften muss die Bücherei eine Auswahl treffen. Folgende Kriterien können für die Kaufentscheidung hilfreich sein:

    • Orientierung am Büchereikonzept und an den Benutzer- und Zielgruppen
    • Berücksichtigung von Sachgruppen, die hohe Aktualität und Spezialisierung der Informationen erfordern (z. B. Computer, Reiseführer)
    • Zeitgemäße optische und inhaltliche Aufbereitung
    • Allgemeinverständlichkeit
    • Ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis (z.B. Relation zwischen Werbung und redaktionellem Inhalt)
    • Altersgerechte Darstellung

    Verlage bieten oft kostenlose Probeabonnements an, sodass vor einem Kauf risikolos geprüft werden kann, ob die Zeitschrift in der Bücherei Leserinnen findet. Das Marktangebot an Zeitschriften unterliegt raschen Veränderungen. Daher sollte die Nutzung einzelner Zeitschriften ständig aufmerksam beobachtet werden. Sollten sich nach einer gewissen Zeit nur wenige Leserinnen für eine abonnierte Zeitschrift interessieren, wird diese abbestellt und gegebenenfalls durch ein anderes Angebot ersetzt.

    Im Unterschied zu anderen Medienarten ist bei den Zeitschriften kein Mindestbestand erforderlich. Es besteht durchaus die Möglichkeit, nur zu einem Themengebiet eine Zeitschrift anzubieten.

    Um die Aktualität des Zeitschriftenangebotes zu gewährleisten, ist es unbedingt notwendig, zerlesene und inhaltlich veraltete Hefte regelmäßig auszusortieren.

    Graue Literatur

    Publikationsformen wie Broschüren, Faltblätter und Handzettel, die außerhalb des Buchhandels erscheinen und häufig von Kultur- und Bildungsträgern, Vereinen, Institutionen, Organisationen herausgegeben werden, werden als „Graue Literatur“ bezeichnet.

    Zur Grauen Literatur gehören zum Beispiel:

    • Informationen zur politischen Bildung
    • Programmhefte und Informationen von ortsansässigen Anbietern wie Erwachsenenbildung, VHS, Familienbildungsstätte, Seniorenbüro, Migrationsbeauftragte
    • Theater- und Kinoprogramme

    Publikationen im Bereich der Grauen Literatur haben den Vorteil, dass sie:

    • größtenteils kostenlos erhältlich sind,
    • teilweise in größerer Stückzahl zum Verteilen geliefert werden,
    • durch Auslage die Bücherei in das lokale kulturelle Geschehen einbinden (Netzwerkarbeit) und so zu einem Informationsort machen,
    • Kooperationspartnern eine Möglichkeit zur Präsentation bieten und die Bücherei sichtbar mit Akteuren aus dem Kultur- und Bildungsbereich vernetzen.

    Die Materialien werden ohne jede weitere Bearbeitung an zentraler Stelle am besten in speziellen Präsentationsmöbeln (Prospektständer oder -box, Infothek) zur Mitnahme angeboten. Wichtig ist vor allem die Aktualität der Materialien, daher sollten sie regelmäßig durchgesehen und aussortiert werden.

    CDs

    Die Compact-Discs (CDs) sind Tonträger, die Musik oder Sprache transportieren, wie etwa bei Hörbüchern oder Hörspielen. CDs sind eine Bereicherung des Büchereiangebotes, weil sie unter anderem

    • Inhalte vermitteln, die über Bücher nicht erschlossen werden, z.B. Musik oder Fremdsprachen.
    • für verschiedene Benutzerkreise, z.B. für Sehschwache, oder in bestimmten Alltagssituationen, z.B. beim Autofahren, Joggen oder bei der Gartenarbeit, eine gute Möglichkeit bieten, sich mit Literatur und anderen Themen auseinanderzusetzen.
    • das Sachbuchangebot ergänzen.

    Als Musiktonträger hat die seit der ersten Hälfte der 80er-Jahre verbreitete Compact-Disc inzwischen zunehmend an Bedeutung verloren, da immer mehr Musiknutzerinnen Streamingdienste bevorzugen. In der Bücherei sind Musik-CDs überwiegend noch für den Kinderbereich wichtig. Dort, wo Büchereien weiterhin Musik in Form von CDs anbieten, sollten diese ihr Angebot im Hinblick auf die Adressaten und die angebotenen Genres immer wieder einer kritischen Überprüfung unterziehen.

    Als Hörbücher bieten CDs Lesungen von oder Hörspiele zu Romanerzählungen für Erwachsene und auch für Kinder an. Während der Hörbuchmarkt für Kinder von Serien dominiert wird, umfasst das Angebot für Erwachsene vor allem Einzeltitel. Ein kleineres Angebot an Hörbüchern zu Sachthemen kommt hinzu. Unter den Hörbuchnutzerinnen gilt die CD weiterhin als ein beliebtes Ausleihmedium. Das beliebteste Datenformat für Audiodateien ist inzwischen das gegenüber einer herkömmlichen CD kompaktere MP3-Format.

    Hörbuchbestandsaufbau

    Mit Hörbüchern erreicht eine Bücherei andere Benutzerinnen als mit gedruckten Büchern, sodass sich hier eine Doppelanschaffung eines Titels als Buch und Hörbuch durchaus lohnt.

    Auch bei den Hörbüchern und Hörspielen ist es dringend erforderlich, das Nutzerverhalten weiter zu beobachten, da auch in diesem Segment Streaming- und Downloaddienste zunehmend genutzt werden.

    Computer- und Konsolenspiele

    Computerspiele erfreuen sich einer großen und weiterhin wachsenden Beliebtheit. Aber auch hier gilt, dass solche Spiele heute weithin über das Internet angeboten und genutzt werden. Es ist deshalb genau zu überlegen, ob man Computerspiele als Bestandssegment noch anbieten kann und möchte.

    Eine Variante der Computerspiele stellen die Konsolenspiele dar. Hier benötigt die Benutzerin zum Abspielen eine spezielle Spielekonsole, die gegenüber einem herkömmlichen PC erweiterte Möglichkeiten zur interaktiven Nutzung eröffnet. Auf dem Markt der stationären und mobilen Spielekonsolen gibt es derzeit mehrere konkurrierende Anbieter (etwa PlayStation 4, Wii U, Xbox One, Nintendo Switch, 3DS sowie zahlreiche portable Konsolen). Teils gibt es Spiele, die speziell für eine Konsole entwickelt und fortgeschrieben wurden (z. B. der Klassiker ‚Super Mario‘ für Nintendo-Konsolen).

    Büchereien, die auf diesem Sektor ein Angebot machen wollen, müssen den Hardund Softwaremarkt und seine raschen Veränderungen regelmäßig beobachten. Titel, die älter als 3–5 Jahre sind, müssen in der Regel ausgesondert werden, da sie technisch überholt oder für die Benutzerinnen uninteressant geworden sind.

    DVDs, Blu-ray-Discs

    Beide Medienarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie Daten wie Sprache, Musik, Bilder, Filme und zusätzliches Hintergrundmaterial transportieren können. In KÖBs spielen sie vor allem für das Angebot an Spiel- und Sachfilmen eine Rolle.

    Blu-ray-Discs sind die technische Weiterentwicklung der DVD mit einer größeren Speicherkapazität und einer besseren Bildqualität und benötigen eigene Abspielgeräte.

    Büchereien, die ein Filmeangebot machen, müssen aufgrund ihres Büchereikonzeptes entscheiden, ob sie dieses für alle Altersgruppen (Kinder- und Erwachsenenfilme) machen wollen und finanziell können. Gesondert zu überlegen ist, ob neben Spielfilmen auch Titel aus dem eher begrenzten Angebot an Sachfilmen eingestellt werden (Dokumentarfilme).

    Im Bereich der Filme für Kinder spielen neben Realfilmen auch Animations- und Zeichentrickfilme eine große Rolle. Beim Aufbau eines Spielfilmangebotes für Erwachsene ist ähnlich wie bei der Romanauswahl darauf zu achten, dass unterschiedliche Genres, Interessen und Anspruchsniveaus ihre Berücksichtigung finden und insgesamt ein höherwertiges Angebot aufgebaut wird. Für die Ausleihe von Spielfilmen ist die FSK-Altersfreigabe unbedingt zu beachten.

    Aufgrund der zunehmenden Popularität von Streamingdiensten (z. B. YouTube, Amazon Prime Video, Netflix) ist eine rückläufige Nutzung der DVD- und Blu-rayVerleihangebote bereits wahrzunehmen und wird sich in Zukunft noch verstärken.

    Tonies

    Tonies sind spezielle Spielfiguren, über die Audioinhalte wie Musik oder Hörbücher symbolisch aktiviert und über ein besonderes Abspielgerät (die Toniebox) abgespielt werden. Sie erfreuen sich seit ihrer Markteinführung einer sehr großen Beliebtheit bei Kindern im Alter von 3– 8 Jahren. Über eine Vielzahl dieser Figuren werden zahlreiche Themenbereiche und Erzählstoffe abgedeckt – Kinderlieder, Wissensthemen aus der Reihe „Was ist was“ oder verschiedene Lesungen und Hörspiele auch von Kinderbuchklassikern. Teilweise werden die Tonies auch zusammen mit den Buchtiteln als Medienkombination angeboten.

    Audio-Stifte und zugehörige Bücher

    Zu den audiodigitalen Lernmedien gehören Hörstifte (tiptoi, BOOKii, TING) und hybride Bilderbücher, die nach dem Prinzip der ‚erweiterten Realität‘ (augmented reality) funktionieren. Die Erzählung des Bilderbuches wird hier ergänzt durch Geräusche, Töne, Musik und mündliches Erzählen und Erklären. Neben den entsprechenden Buchmedien können auch die Hörstifte zur Ausleihe angeboten werden.

    Medienkombinationen

    Darunter wird die Kombination von mindestens zwei verschiedenen Medien verstanden, beispielsweise ein Buch mit einer Audio-CD oder eine Zeitschrift mit DVD.

    Kamishibai-Erzähltheater und Bildkarten

    Das japanische Erzähltheater Kamishibai (kami = Papier, shibai = Theater) steht in der Tradition der bildgestützten Erzählkunst. Bildkarten dienen dazu einzelne Szenen der erzählten Geschichte zu veranschaulichen. Die Bildkarten werden während des Erzählens in einen Holzrahmen geschoben, der eine Theaterbühne symbolisiert. Bildkarten für das Kamishibai-Erzähltheater kann man bei verschiedenen Anbietern erwerben.

    Ein Kamishibai-Erzähltheater kann im Rahmen der Veranstaltungsarbeit einer KÖB zum Einsatz kommen, wird in der Regel aber nicht ausgeliehen.