Selbstverständnis & Profil

Büchereikonzept: Leistungsprofil der KÖB

Neben dem Leitbild als Grundsatzprogramm braucht es ein zielgruppenorientiertes Büchereikonzept, welches das Leistungsprofil einer Bücherei für ihren Standort festlegt. Es wird gemeinsam von Träger, Büchereiteam und Fachstelle erarbeitet und dient als strategisches Instrument: Nur wer sich mit klaren Positionen als wichtiger Bestandteil des kommunalen und kirchlichen Gemeindelebens einbringen kann, überzeugt in Gesprächen mit dem Träger, Entscheidungsträgern, Kooperationspartnern und Sponsoren.

Auftrag der Bücherei

Mit dem Ziel, alles für alle bieten zu wollen, kann keine erfolgreiche Büchereiarbeit geleistet werden. Vielmehr müssen Schwerpunkte und Handlungsfelder für das eigene Engagement festgelegt werden. Grundlegend für den Auftrag der Bücherei ist, was der Träger künftig von seiner KÖB erwartet. Aus der Festlegung verbindlicher und messbarer Ziele, die sich in der Büchereistatistik an konkreten Zahlen ablesen lassen, ergibt sich ein Aufgabenkatalog für die praktische Büchereiarbeit.

Standortanalyse

Um in einem Büchereikonzept Aufgaben und Funktionen klar festzulegen, ist eine Standortanalyse erforderlich, die das aktuelle Angebot der Bücherei mit dem Einzugsgebiet und den Wünschen der Menschen vor Ort abgleicht. Zu den Standortfaktoren gehören vor allem das soziale Umfeld der Bücherei, ihr Einzugsgebiet mit aktuellen und potenziellen Benutzerinnen, sowie die nachgefragten Aufgaben vor Ort, an denen sich das eigene Angebot ausrichten muss. Hilfreich bei der Standortund Ist-Analyse sind die folgenden Fragen

in Bezug auf die Bücherei:

  • Wie sind Raumsituation und -ausstattung (einschließlich Zugänglichkeit, Beschilderung) beschaffen?
  • Welche technische Ausstattung gibt es?
  • Wie groß ist das Büchereiteam? Wer macht was?
  • Wie ist der aktuelle Stand der statistischen Daten?
  • Welche Entwicklung dokumentiert ein Mehrjahresvergleich der Büchereistatistik?
  • Welche Bestandsschwerpunkte haben wir?
  • Welche Bestandssegmente sind wenig nachgefragt?
  • Wie sind unsere Öffnungszeiten? Passen diese zu den Arbeitszeiten und Alltagsroutinen unserer Zielgruppe?
  • Welche Veranstaltungen bieten wir an?
  • Welche Kooperationen bestehen? Sind weitere sinnvolle Kooperationen vor Ort möglich?
  • Welche zusätzlichen Serviceleistungen erbringt die Bücherei?
  • Wen erreicht die Öffentlichkeitsarbeit (externe Kommunikation) der Bücherei?
  • Wie ist die Teamkommunikation (interne Kommunikation) organisiert?

im Hinblick auf das Einzugsgebiet der Bücherei:

  • Wie ist das soziale Umfeld der Bücherei beschaffen?
  • Wie viele Einwohner gehören zum Einzugsgebiet der Bücherei?
  • Wohnen im Umkreis junge Familien oder eher ältere Menschen?
  • Gibt es Kindertagesstätten, Schulen oder Seniorenheime?
  • Welche anderen Institutionen und Vereine gibt es vor Ort?
  • Wie hoch ist der Anteil der Familien mit Migrationshintergrund?
  • Welche grundlegenden Werte sind potenziellen Nutzerinnen von Bedeutung?
  • Gibt es andere Büchereien im eigenen Einzugsbereich?
  • Wie sind die Lese- und Mediennutzungsbedürfnisse in unserem aktuellen und potenziellen Benutzerkreis?
  • Gibt es besondere Bildungsbedürfnisse, die in der Veranstaltungsarbeit und Leseförderung berücksichtigt werden sollten?

Aus der Standortanalyse leiten sich alle denkbaren Aufgaben und Funktionen einer Bücherei ab, die dann in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden können. Das Leistungsprofil, also Aufgabenkatalog, Bestands- und Veranstaltungskonzept einer Bücherei, ist auf die jeweiligen Zielgruppen im Einzugsgebiet auszurichten.

Diese und weitere Überlegungen führen dann zu konkreten Maßnahmen, wie zum Beispiel:

  • veränderte Öffnungszeiten
  • gezielte Weiterbildung von Mitarbeiterinnen
  • die Gewinnung neuer Mitarbeiterinnen
  • ein zielgruppenorientiertes Bestands- und Veranstaltungsangebot
  • eine wirksame Öffentlichkeitsarbeit
  • Kontaktaufnahme mit Kooperationspartnern
  • Beantragung bedarfsgerechter Finanzmittel
  • das Anbieten neuer Serviceleistungen

Ein den Ressourcen der Bücherei und den Bedürfnissen ihrer Benutzerinnen angepasstes Büchereikonzept trägt maßgeblich dazu bei, dass Katholische Öffentliche Büchereien mit ihren Angeboten zukunftsfähig bleiben. Das eigene Büchereikonzept ist immer wieder zu überprüfen und stetig weiterzuentwickeln.

Über alle Aspekte der Konzepterstellung informiert das Themenheft "Konzeptarbeit" in der BiblioTheke 4/2018.

Der Borromäusverein hat als Orientierungshilfe Qualitätskriterien festgelegt, die sowohl dem Träger der Bücherei als auch dem Büchereiteam als Reflektions- und Planungsgrundlage dienen sollen.

Der Sankt Michaelsbund verleiht ein Bücherei-Siegel, welches Mindestanforderungen für ehren- und nebenamtlich geführte Büchereien festlegt.