Bestandsmanagement

Bestandsaufbau

Das Angebot der Bücherei kommt gemäß ihrer Konzeption den unterschiedlichen Bedürfnissen der Benutzergruppen nach Unterhaltung, Information, Bildung und Orientierung entgegen. Zum Bestand gehören dabei sowohl Bücher als auch NichtBuch-Medien.

Ein planvoller Bestandsaufbau orientiert sich am Büchereikonzept, den Bedürfnissen des aktuellen Benutzerkreises, potenziellen Zielgruppen und Kooperationspartnern sowie Besonderheiten des Umfeldes und Einzugsgebietes der Bücherei.

Im Hinblick auf einen geplanten Bestandsaufbau müssen natürlich die Leseinteressen der Benutzerinnen berücksichtigt werden. Jedoch dürfen Ausleihzahlen nicht das alleinige Kriterium für die Auswahl geeigneter Medien sein. Anspruchsvolle Literatur und Sachbücher dürfen im Bestand einer KÖB nicht fehlen, auch wenn vermutlich kein hoher Umsatz mit ihnen erzielt werden kann. Zu den Aufgaben einer KÖB gehört auch die Vermittlung solcher Bücher an die Leserinnen.

Bibliothekarische Hilfsmittel

Bibliothekarische Hilfsmittel für den Bestandsaufbau werden als wichtige Orientierung für die Auswahl geeigneter Medien regelmäßig genutzt und ausgewertet. Zu den bibliothekarischen Hilfsmitteln zählt vor allem die Besprechungszeitschrift Buchprofile / medienprofilevon Sankt Michaelsbund bzw. Borromäusverein mit Buch- und Medienrezensionen, nicht aber Verlagsankündigungen oder Dienstleisterwerbungen, die ein rein ökonomisches Interesse verfolgen.

Bestandsgruppen der Öffentlichen Bücherei

Trotz eines rasch fortschreitenden Medienwandels werden Bücher weiterhin einen wesentlichen Anteil des Bestandes einer Katholischen Öffentlichen Bücherei ausmachen.

Schöne Literatur

Ein guter Romanbestand ist aktuell und bietet Bücher von unterschiedlicher literarischer Qualität und unterschiedlichem Anforderungsniveau für die Leserinnen. Er orientiert sich nicht einfach an den Bestsellerlisten, konzentriert sich nicht ausschließlich auf populäre Genres (z.B. Krimis, Thriller) oder auf in der Vergangenheit beliebte Erfolgsautoren. Immer wieder will die Bücherei ihre Nutzerinnen durch Unerwartetes und vielleicht noch Unbekanntes überraschen. Neben reiner Unterhaltungslektüre zur Entspannung und als Freizeitangebot finden sich hier auch Romane, die das Gespräch und den Austausch mit anderen Menschen anregen. Erzählende Texte verarbeiten oft gesellschaftlich relevante und kontrovers diskutierte Themen oder unterstützen die Selbstreflexion. Menschen den Zugang zu und die Auseinandersetzung mit literarischen Texten zu ermöglichen, gehört zum kirchlichen Bildungsauftrag.

Biografien und Autobiografien

Biografien und Autobiografien nehmen eine Mittelstellung zwischen erzählender Literatur und Sachliteratur ein, da die Texte bei allem Sachbezug immer auch einen fiktionalen Anteil haben. Neben der Schilderung eines Lebensverlaufes thematisieren Autobiografien oft auch schwierige Lebenssituationen (Flucht, Krankheit, Tod eines nahen Angehörigen usw.). Biografien und Autobiografien gehören in jeden Erwachsenbestand und erfreuen sich allgemein aufgrund der emotionalen Ansprache der Leserinnen großer Beliebtheit.

Sachbuch

Bei Sachbüchern ist auf der Basis des Büchereikonzeptes grundsätzlich zu entscheiden, ob die gesamte mögliche Themenvielfalt, also das ganze Spektrum der Systematik (SKB-E), abgedeckt werden muss. Eine Konzentration auf die vorrangigen Themeninteressen der Hauptzielgruppen der Bücherei ist als Alternative denkbar. Eine weitere Möglichkeit für den planvollen Aufbau kleinerer Sachbuchbestände ist die Orientierung an in der Gesellschaft kontrovers diskutierten Themen, um so einen gesteigerten Informationsbedarf abzudecken. Die KÖB bietet grundsätzlich innerhalb eines zuvor im Bestandskonzept abgesteckten Rahmens durch die Bereitstellung von Sachliteratur Informationen, Lebens- und Entscheidungshilfen, regt den Diskurs über gesellschaftlich relevante Themen an und unterstützt ein lebenslanges Lernen.

Die kirchliche Trägerschaft verpflichtet zudem zu einem ausgesuchten Angebot an Büchern zu religiösen Fragen und kirchlichen Themen, auch für Menschen, die der Kirche fernstehen. Dabei sollte es sich vorrangig um Titel handeln, die zentrale Fragen des Lebens behandeln, Geburt und Tod, Glück und Vertrauen, Alter, Krankheit und Leid. Wichtig sind außerdem Titel, die Familien auf ihrem Glaubens- und Lebensweg begleiten, z.B. zu Taufe, Erstkommunion und den verschiedenen christlichen Festen. Dabei muss es sich nicht um Sachbücher handeln, viele dieser Themen werden auch in Romanen angesprochen oder in der Kinderliteratur dargestellt.

Titel für die Schule und zur Berufsfindung finden vor allem in Büchereien ihren Platz, die gemäß ihrer Konzeption (auch) die Funktion einer Schul- oder Jugendbücherei übernommen haben.

Grundsätzlich sollte ein kleiner Sachbuchbestand zu gesellschaftlich relevanten, vielleicht kontrovers diskutierten Themen sowie Ratgeberliteratur zum Bestand jeder KÖB gehören.

Kinderbuch

Mit ihrem Bestand an Kinderbüchern leistet die Katholische Öffentliche Bücherei einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung der Kulturtechnik Lesen als Basis für die Schulbildung, unterstützt aktiv die Leseförderung sowie den Erwerb weiterführender Medienkompetenzen. Kinderbücher werden daher für alle Altersgruppen angeboten, vom Bilderbuch über Erstlesebücher bis hin zu Reihen- und Einzeltiteln für fortgeschrittene Leserinnen bis etwa 12 Jahre.

Ein gut sortiertes Kindersachbuchangebot gehört ebenfalls in jede Kinderbibliothek. Neben den Leseinteressen der Kinder selbst sollte die Auswahl auch angesagte Trends und gesellschaftlich relevante Themen sowie Empfehlungen der Kooperationspartner in der Bildung (Kindertagesstätten, Grundschulen) berücksichtigen.

Erzählende Jugendliteratur

Ein Bestand an erzählender Jugendliteratur ist dort sinnvoll, wo Jugendliche zu den Zielgruppen der Bücherei gehören. Bestimmte Genres, wie z.B. Fantasyliteratur oder Bücher zu unter Jugendlichen populären Filmreihen, erfreuen sich dabei besonderer Beliebtheit.

Jugendsachbuch

Der Markt an Jugendsachbüchern ist klein und es lohnt in der Regel nicht, hier eine eigene Bestandsgruppe aufzubauen. Stattdessen können solche Titel mit entsprechender Kennzeichnung im allgemeinen Sachbuchbestand aufgestellt werden. Eine KÖB, die Jugendliche ansprechen will, muss auch populäre und attraktive NichtBuch-Medien für diese Zielgruppe anbieten.

All Age-Bücher

Als Crossover- oder All Age-Bücher werden Titel bezeichnet, die sich sowohl an Kinder und Jugendliche als auch an Erwachsene richten, also für alle Altersgruppen interessant sind (Beispiel: die Harry Potter-Reihe). Diese Bücher stiften altersunabhängige Lesergemeinschaften und regen entsprechend zum Gespräch und Gedankenaustausch zwischen den Generationen an. All Age-Bücher sollten gesondert präsentiert oder gekennzeichnet werden.

Grafische Literatur (Comics, Mangas und Graphic Novels)

Comics, Mangas und Graphic Novels können unter dem Oberbegriff „Grafische Literatur“ zusammengefasst werden, da in der Darstellung Texte und Bilder eng miteinander verzahnt werden. Entgegen weit verbreiteter Ansichten richtet sich der überwiegende Teil dieser Bilderzählungen sowohl inhaltlich als auch wegen der gewählten Darstellungsformen an erwachsene Leserinnen. Innerhalb der grafischen Literatur gibt es neben fiktionalen Erzählungen auch biografische und autobiografische Darstellungen sowie Werke, die ein Sachthema behandeln.

Comics sind zumeist kurze, in sich abgeschlossene Bilderzählungen, die häufig als Serie (z. B. Asterix) oder innerhalb eines mehrbändigen Zyklus (z. B. XIII) erscheinen. Das Angebot auf dem deutschen Markt wird neben inländischen Produktionen vor allem von frankobelgischen und amerikanischen Autoren bestimmt.

Die japanischen und ostasiatischen Mangas sind in Deutschland seit den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts im Gefolge japanischer Zeichentrickserien populär geworden. Im künstlerischen Stil (Bevorzugung von Nahansichten, starke Sequenzierung der Handlungsfolgen in Einzelbilder) und in der Leserichtung (von hinten nach vorne und von rechts nach links) unterscheiden sie sich deutlich von den Comics. Ursprünglich vor allem für ein jugendliches Publikum produziert, gibt es inzwischen ein breites thematisches Angebot für verschiedene Ziel- und Altersgruppen in deutscher Übersetzung.

Aus den USA stammt die Bezeichnung „Graphic Novel“ (dt. Grafischer Roman) für vorwiegend literarisch ausgerichtete, abgeschlossene, häufig komplexe und anspruchsvolle Erzählungen und oft ästhetischer Bildgestaltung auf hohem künstlerischem Niveau in Buchform zumeist für Erwachsene.