Selbstverständnis & Profil

Aufsuchende Büchereiarbeit

Aufsuchende Büchereiarbeit ist ein wichtiger sozialer Dienst Katholischer Öffentlicher Büchereien. Es geht um die Medienversorgung von haus- und heimgebundenen Menschen (z.B. Senioren, Patienten, Menschen mit Einschränkungen), die die Bücherei nicht selbstständig aufsuchen können und denen deshalb Medien ins Haus gebracht werden. Daneben erfüllt die aufsuchende Büchereiarbeit eine wichtige psychosoziale Funktion für oftmals vereinsamte Menschen, die dankbar sind für ein offenes Ohr und ein kurzes Gespräch.

Voraussetzungen für aufsuchende Büchereiarbeit

Damit aufsuchende Büchereiarbeit gelingen kann, müssen die folgenden Voraussetzungen berücksichtigt werden:

Standortanalyse der Bücherei

  • Gibt es eine Nachfrage nach einem Bücher- und Medienhausdienst im Einzugsgebiet der Bücherei?
  • Gibt es entsprechende Einrichtungen (Seniorenheime, Heime für Menschen mit Behinderung) im Umfeld der Bücherei, die einen Bedarf nach einem solchen Büchereiservice haben?

Anknüpfungs- und Kontaktstellen

  • Gibt es Multiplikatoren (Essen auf Rädern, ambulante Pflegedienste), die für einen solchen Büchereiservice Anknüpfungspunkte bieten können?

Motivation im Büchereiteam

  • Gibt es Mitarbeiterinnen im Büchereiteam, die sich der aufsuchenden Büchereiarbeit widmen möchten?

Die Entscheidung für die Serviceleistung „Aufsuchende Büchereiarbeit“ sollte wegen des Zeitaufwands und der Bindung von Kräften im Team beschlossen werden. Diese Tätigkeit erfordert über die bibliothekarischen und literarischen Qualifikationen hinaus folgende persönliche Fähigkeiten:

  • Psychische und physische Belastbarkeit
  • Kontaktfreude und Einfühlungsvermögen
  • Sicherheit im Umgang mit Senioren und Menschen mit Einschränkungen
  • Sich Einlassen auf eine individuelle Beratungssituation
  • Gute Dokumentation, um sich Gesprächsthemen und Medienwünsche gut zu merken

Kooperation mit anderen Betreuungsgruppen vor Ort

Die Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen und außerkirchlichen Gruppen, Ansprechpartnerinnen und Einrichtungen, die in der seelsorglichen, sozialen und karitativen Betreuung tätig sind, muss ständig gepflegt werden. Dies sind zum Beispiel Pfarrer, Gemeinde- und Pastoralreferentinnen, Leiterinnen von Besuchsdiensten, Seniorenclubs, Caritasgruppen, Betreuungs- und Pflegekräfte in den Heimen und anderer stationärer Einrichtungen.

Etat

Damit ein für die soziale Büchereiarbeit geeignetes Medienangebot bereitgestellt werden kann, sollte ein zusätzlicher, zweckgebundener Etat vom Träger bereitgestellt werden. Auch Kosten für die diesem Zweck dienende Öffentlichkeitsarbeit sind bei Etataufstellungen mit zu berücksichtigen. Im Rahmen der sozialen Büchereiarbeit müssen anfallende Fahrt- und Weiterbildungskosten vom Träger erstattet werden. Die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen ist für eine ständige Weiterentwicklung des Angebotes von großer Bedeutung.

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung

Für die aufsuchende Büchereiarbeit ist eine kontinuierliche und zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit wichtig, die umfassend über Serviceleistungen informiert. Grundsätzliches zum Thema finden Sie im Kapitel „Öffentlichkeitsarbeit und Werbung“.

Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für aufsuchende Büchereiarbeit soll erreichen, dass

  • zielgruppenorientiert möglichst alle haus- und heimgebundenen Menschen von diesem Serviceangebot erfahren und ermutigt werden, es zu nutzen.
  • auch die Öffentlichkeit über diese Serviceleistungen der Bücherei informiert wird und zu deren Förderung beiträgt (durch direkte Beteiligung von Unterstützern oder durch Mundpropaganda).

Um die Ziele der Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen, bieten sich folgende Möglichkeiten an:

Handzettel und Flyer

Handzettel und Flyer werden an Orten, die haus- und heimgebundene Menschen, deren Pflege- und Betreuungspersonen, auch deren Angehörige aufsuchen müssen, ausgelegt, wie zum Beispiel in der Pfarrei und im Pfarrgemeindehaus, Sozialstationen und Beratungsstellen, in Arztpraxen, Apotheken, Krankengymnastik- und Fußpflegepraxen, Essen auf Rädern. Auch Seniorenheime und ähnliche Einrichtungen, Geschäfte, Beratungsstellen und die Gemeindeverwaltung am Ort eignen sich als Auslegeorte für Handzettel.

Weiterhin sollten die Handzettel in der Bücherei ausgelegt werden, damit Benutzerinnen diese an Freunde und Nachbarn weitergeben, die selbst oder deren Angehörige von diesem Büchereiservice profitieren könnten. Langjährige Büchereibenutzerinnen, die zunehmend gesundheitlich beeinträchtigt sind, sollen besonders auf die Möglichkeiten der aufsuchenden Büchereiarbeit hingewiesen werden.

Internet

Insbesondere für Menschen mit stark eingeschränkter Mobilität stellt das Internet eine wichtige Verbindung zum öffentlichen Leben dar. Gerade in der sozialen Büchereiarbeit ist es von Vorteil, wenn das Medienangebot einer Bücherei im Internet abrufbar ist. Idealerweise verfügt die Bücherei über einen OPAC, über den Benutzerinnen sich generell informieren und selbstständig Vorbestellungen und Verlängerungen durchführen können.

Ein barrierefreier Internetauftritt sorgt dafür, dass Benutzerinnen unabhängig von ihren Einschränkungen oder technischen Möglichkeiten, gewünschte Informationen leicht erreichen. Informationen zu Angebot und Bestand der Bücherei sollten daher an direkt erreichbarer Stelle, etwa auf der Startseite, platziert werden. Gleiches gilt für Verlinkungen auf die Webseiten von Kooperationspartnern.

Auch die Onleihe ist für hausgebundene Menschen ein sinnvolles Angebot. Neben E-Books sind vor allem E-Audio und E-Magazines und das Angebot von E-Learning ein gutes und attraktives Angebot.

Informationsveranstaltungen

Informationen über dieses spezielle Angebot können bei Veranstaltungen der anvisierten Zielgruppe, z.B. auf Seniorennachmittagen, sowie an Multiplikatoren (etwa mobile Pflegekräfte) gegeben werden.

Organisation der Besuche

Für die Besuche in ihrer Mobilität stark eingeschränkter Menschen ist ein regelmäßiger und zuverlässiger Turnus von mindestens einem Besuch pro Monat unter Beachtung vorgeschriebener oder gewünschter Besuchszeiten in Einrichtungen sinnvoll. Die Besuche sollten immer von derselben Mitarbeiterin gemacht werden, damit ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann. Vielfach ergeben sich auch persönliche Gespräche, die in die Zeitplanung mit einzubeziehen sind.

Anhand der ermittelten Leserdaten, Vorlieben und der geäußerten Wünsche stellt die zuständige Mitarbeiterin eine ausreichend große Vorauswahl an Medien zusammen, die der Benutzerin eine gewisse Bandbreite persönlicher Entscheidung ermöglicht. Wichtig ist eine gute Vorbereitung auf das Beratungsgespräch.

Da es sich um ein soziales Angebot der Bücherei handelt, ist die Ausleihe von Medien an hausgebundene Menschen grundsätzlich kostenlos, auch dann, wenn die Benutzung der Bücherei ansonsten nicht gebührenfrei ist.

Ausleihe und Statistik

Die Ausleihe erfolgt wie in Katholischen Öffentlichen Büchereien üblich. Verbuchung und Rückgabe der Medien und die statistische Erfassung der Ausleihen erfolgen nach den in KÖBs üblichen Verfahrensweisen (siehe Kapitel „Ausleihe und Benutzung“ sowie Kapitel „Öffentlichkeitsarbeit mit Statistik und Jahresbericht“).